Update: Der hier vorgestellte Blog existiert leider nicht mehr.
Heute habe ich Alexander zu Gast im Interview. Er ist leidenschaftlicher Anhänger des Value Investings und Betreiber des Finanzblogs „Valueinvestingchronicle.com“. Neben der Vorstellung seines Blogs, sprechen wir über die Chancen und Risiken der auf Fundamentalanalyse basierenden Investmentstrategie sowie über Renditen, die sich damit langfristig erzielen lassen.
Hallo Alexander! Bitte stell dich erstmal kurz vor. Woher kommst du? Was machst du? Und wie bist du zum Thema Finanzen gekommen?
Es ist mir eine Ehre. Ich hoffe, ich kann einiges interessantes für deine Leser berichten. Natürlich kann ich etwas über meine Person erzählen. Mein Name ist Alexander Kelm. Ich komme aus der Nähe der schönen Stadt Münster in Westfalen. Ich habe in den Niederlanden studiert und meine Leidenschaft ist das Value Investing. Die Thematik des Value Investing möchte ich auch deinen Lesern näher bringen und darauf freue ich mich sehr.
Wann hattest du die Idee zu einem eigenen Finanzblog und was war die Motivation dahinter?
Warum habe ich Value Investing Chronicle ins Leben gerufen? Weil mir aufgefallen ist, dass das eigentliche Value Investing im deutschsprachigen Raum noch nicht bekannt ist. Da dachte ich mir, warum soll ich es nicht machen. Dann habe ich Mitte 2017 einfach mit dem Schreiben begonnen.
Warum hast du dich konkret dafür entschieden, Vermögensaufbau durch Value Investing zu betreiben und welches persönliche Ziel verfolgst du damit?
Für mich ist es, die einzig sicherste Methode der Geldanlage. Sie hat sich auch schon seit mehr als 80 Jahren erfolgreich bewährt. Mein persönliches Ziel ist, wie wahrscheinlich alle Investoren, die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Grundsätzlich bedeutet finanzielle Unabhängigkeit für mich, dass ich für meinen Lebensunterhalt und –standard nicht mehr gezwungen bin zu arbeiten. Das heißt, dass sämtliche Ausgaben durch Einnahmen aus passiven Anlagen wie z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien, usw. gedeckt sind.
Es bedeutet nicht, dass man jetzt gar nicht mehr arbeitet – sondern einfach anders. Das Verwalten eines Vermögens benötigt nämlich weiterhin Aufmerksamkeit, aber man entscheidet, wann man etwas macht, von welchem Ort aus und in welchem Umfang.
Was kann man auf deinem Blog über Value Investing lernen?
Die Absicht meines Blogs ist es, die Themen und Fragen, die mich immer am meisten interessiert haben, zu erklären, zu diskutieren, zu fragen, zu lernen, zu lehren und zu debattieren, und hoffentlich auch, dass sie anderen Menschen neugierig machen. Das beinhaltet folgende Punkte:
- Was ist Value Investing?
- Value Investing Strategien
- Aktienauswahl
- Unternehmensbewertungen
- Grundlegende Finanzkonzepte
- Anlegerprofile
- Anlageideen
- Aktuelle Ereignisse
- Wirtschaft
- Verhaltensökonomie
- Die Beschreibung des Weges, ein besserer Investor zu werden.
Des Weiteren möchte ich auf die Wichtigkeit der Art und Weise, wie ich Value (Wert) hier verwende, hinweisen. Es ist nicht die vereinfachende Definition von „niedrigen KGV“ Aktien, die einige Finanzdienstleistungen faul verwenden, um Investoren zu klassifizieren, was das Wort „Value/Wert“ in letzter Zeit in diese Bedeutung verwandelt hat. Value Investing entspricht für mich dem Begriff „Intelligent Investieren“, wie er von Benjamin Graham beschrieben wird. Intelligentes Investieren beinhaltet die Analyse der Fundamentaldaten eines Unternehmens und kann durch eine intensive Konzentration auf den Kurs einer Aktie, ihren inneren Wert und dem Verhältnis zwischen beiden charakterisiert werden. Dies ist Value Investing, seit Jahrzehnten als Begriff in der Finanzfachwelt verwendet, sollte dies heute der sicherste Weg zum Anlageerfolg sein.
Würdest du sagen, dass Value Investing in Bezug auf die Performance anderen Strategien langfristig überlegen ist?
Definitiv. Durch Value Investing lernt man auch wie Geschäftsberichte gelesen werden und wie ein Unternehmen überhaupt Geld verdient und dieses gewinnbringend einbringt. Wahrscheinlich wissen Value Investoren mehr über die jeweiligen Unternehmen als das eigentliche Management. Weil man beim Investieren nach den Value Investing Prinzipien sehr tief in die Materie eines Unternehmens eintauchen muss, um die Vermögenswerte richtig deuten und bewerten zu können. Durch die Anstrengung als Investor in seine Arbeit und das Vertrauen seiner Analyse ist Value Investing den anderen Strategien langfristig (wir sprechen von einen Anlagehorizont von mehr als 25 Jahren) überlegen.
Mit welcher Rendite kann man rechnen und wie hoch ist der Aufwand?
Ehrlich gesagt ist der Aufwand beim Value Investing doch schon sehr hoch. Die intensive Analyse eines ganzen Unternehmens mit einem Zeithorizont von zehn Geschäftsjahren ist schon sehr anstrengend. Aber die harte Arbeit kann nach einem bestimmten Zeitraum Früchte tragen und dann macht Value Investing erst richtig Spaß. Die Rendite spiegelt auch die Geduld und die Erfahrung eines Value Investors wider. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man eine durchschnittliche Rendite zwischen 10% bis 16% pro Jahr in einem Zeitraum von 10 Jahren plus X durchaus erzielen kann.
Siehst du auch irgendwelche Risiken, die man zum Beispiel mit einem breit gestreuten ETF-Portfolio nicht hätte?
Ja, natürlich gibt es auch Risiken. Das wahre und auch größte Problem sind die eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen. Man sollte gerade bei fallenden Kursen die Nerven behalten. Beim Value Investing ist ja besonders diese Phase sehr wichtig, um seine Bestände aufzustocken. Weil genau dann Mr. Market (Grahams manisch-depressive Figur) gute Unternehmen zu guten Preisen anbietet. Ja und schlussendlich, wie du schon gesagt hast, wird das angelegte Kapital beim Value Investing nicht gestreut, sondern auf wenige Aktien konzentriert.
Wie sieht deine Karriere als Privatinvestor aus? Wann hast du begonnen, wie ist es bisher gelaufen und wo stehst du heute?
Also das Interesse an Investieren an der Börse und besonders in Aktien hat mich zum Zeitpunkt der Finanzkrise von 2008 erfasst. Ich wollte unbedingt herausfinden wie es dazu gekommen ist, buchstäblich so viel Geld in den Sand zu setzen. Eines Tages bin ich auf die Biografie über Warren Buffett gestoßen, in der Benjamin Graham und seine zwei Investmentklassiker „Wertpapieranalyse“ und „Intelligent Investieren“ erwähnt wurden. Diese habe ich mir natürlich direkt bestellt und auf Anhieb verschlugen. Daraufhin versuchte ich mein Glück, das Gelehrte anzuwenden, was natürlich von Beginn an nicht klappte. Das Problem in der Anfangszeit war, dass ich meine Gefühle nicht im Griff hatte und meinen Analysen nicht zu 100% vertraute. Aber mit der Zeit wuchs der Erfahrungsschatz und ich erzielte erste Erfolge. Und ich kann nach fast 10 Jahren auf eine ansehnliche Rendite von durchschnittlich 14,5% pro Jahr freuen. Wäre ich am Anfang geduldiger geblieben, wäre sie wahrscheinlich höher ausgefallen. Aber naja, wie sagt man so schön, das war Lehrgeld!
Worauf achtest du bei der Aktienauswahl und was sind die größten Positionen in deinem Portfolio?
Ja, da gibt es sehr viele Faktoren, die in die Aktienauswahl einfließen. In erster Linie sollte die Kapitalstruktur gut sein. Das heißt bei Finanzdienstleistern mindestens eine Eigenkapitalquote von über 9% und bei den restlichen Unternehmen mehr als 50%. Weil wir dank der letzten Finanzkrise von 2008 gelernt haben, ist es eine wichtige Voraussetzung für ein Unternehmen um schwere Zeiten zu überstehen. Der Reingewinn sollte mindestens 10% vom Erlös betragen, schöner wären über 20%. Leider sind diese Unternehmen nicht immer günstig zu haben. Und das Nettoumlaufvermögen sollte höher sein als der aktuelle Börsenkurs, damit eine sogenannte Sicherheitsmarge besteht, um mögliche Risiken zu begrenzen. Meine größten Positionen sind aktuell die Bank of America sowie der französische Pharmakonzern Sanofi.
Was sind deine nächsten persönlichen Ziele und deine Ziele den Blog betreffend?
Meine Ziele für 2018: Natürlich stetig zu wachsen und neue Kontakte knüpfen sowie Menschen lehren mit Geld umzugehen. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass die Menschen in Deutschland den konservativen Umgang mit Geld verloren haben. Des Weiteren plane ich eine Veranstaltung zum Thema „Investieren wie Warren Buffett“, damit möchte ich das Leben von Warren Buffett und seine Erfahrungen mit den Teilnehmern teilen. Und besonders, dass sie von ihm lernen.
Welche Themen sind bei dir als nächstes geplant?
Aktuell sind zwei Artikel in der finalen Phase. Als erstes „Warum ist die Berkshire Hathaway Aktie so teuer?“. Hier möchte ich den Lesern genau erläutern, warum in diesem langen Zeitraum die Aktie einen so hohen Preis erreichen konnte. Oder ist die Aktie auch fair bewertet. Das wird man dann sehen ;). Und beim zweiten Artikel geht es um einen sehr spannenden Boxkampf zwischen zwei Anlagestrategien, von dem ich berichten möchte. Aber ich möchte die Spannung noch nicht vorwegnehmen.
Alexander, vielen lieben Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Herzlichen Dank und ich wünsche dir auch noch viel Erfolg und weitere interessante Interviews!
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